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Epigastrische Hernie

Die epigastrische Hernie gehört zu den äußeren Hernien und macht etwa 3 % aller Bauchwandhernien aus. Die Häufigkeit bei Männern und Frauen ist ungefähr gleich verteilt. Sie befindet sich an der Mittellinie (Linea alba)  des Oberbauches zwischen dem unteren Ende des Brustbeins (dem Schwertfortsatz) und dem Bauchnabel. Die Linea alba ist ein straffes Bindegewebsgeflecht bestehend aus den Muskelhüllen (Faszien) der Bauchwandmuskulatur und ist genau in der Mittellinie zwischen den geraden Bauchmuskeln gelegen. Eine Hernie liegt hier vor, wenn im Bereich der Vorwölbung eine Lücke in der Bauchdecke getastet werden kann. Der Bruch besteht häufig aus präperitonealem (vor dem Bauchfell gelegen) oder intraperitonealem (innerhalb der Bauchhöhle gelegen) Fettgewebe.

Im Gegensatz hierzu gibt es eine weitere, relativ häufige Vorwölbung im Bereich der Linea alba, welche von der epigastrischen Hernie deutlich unterschieden werden muss. Es handelt sich hier um die sogenannte Rektusdiastase. Im Wortsinn (Musculus rektus abdominis = gerader Bauchmuskel; Diastasis (grch.) = auseinander stehen) beschreibt die Rektusdiastase ein seitliches auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln mit Verbreiterung und Ausdünnung der Linea alba. Diese ist normal ca. 1 cm breit, kann sich bei der Diastase aber auf 10 cm und mehr erweitern. Beim Anspannen des Bauches wölbt sich die gesamte ausgedünnte Linea alba vor, was je nach Breite sehr eindrucksvoll aussehen kann. Der entscheidende Unterschied zur Hernie besteht darin, dass das Bindegewebe der Linea alba zwar ausgedünnt aber in seiner Gesamtheit intakt ist, das heißt, es liegt keine Bruchlücke der Bauchwand vor. Somit besteht auch keine Gefahr einer Einklemmung und eine Operation ist nicht notwendig. Die Rektusdiastase tritt häufig bei Übergewicht und bei Frauen in der Schwangerschaft auf. Letztere bilden sich meist innerhalb von ca. 6 Monaten nach der Geburt wieder zurück.

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Ursachen

Die epigastrische Hernie tritt an einer weiteren Schwachstelle der Bauchdecke auf. Dieser als Linea alba bezeichnete Bereich ist ein Bindegewebsgeflecht bestehend aus den Muskelhüllen (Faszien) der Bauchwandmuskulatur und ist genau in der Mittellinie zwischen den geraden Bauchmuskeln gelegen. Die Schwächung der Bauchdecke ist hier am ehesten durch eine gestörte Bindegewebszusammensetzung oder nachlassende Bindegewebsfestigkeit im Alter bedingt, welche in Kombination mit einem erhöhten Bauchinnendruck (z.B. bei schwerer körperlicher Arbeit, bei Neigung zur Verstopfung mit starkem Pressen bei der Stuhlentleerung, bei Schwangerschaft, Übergewicht, vermehrtem Bauchwasser (Aszites) oder chronischem Husten) dann zu einer Hernie führen kann.

Symptome

Die epigastrische Hernie äußert sich häufig durch mitunter sehr starke Schmerzen im Oberbauch welche beim Anspannen der Bauchdecke ausgelöst oder verstärkt werden können. Abhängig von der Größe des Bruches und der Konstitution des Patienten ist auch eine Vorwölbung sicht- und / oder tastbar. Ebenfalls von der Größe abhängig ist der Inhalt des Bruches. Bei sehr kleinen Brüchen handelt es sich meist nur um Fettgewebe, während es bei großen Brüchen zum Vorfall von Dünn- und Dickdarmanteilen kommen kann. Kommt es zur Einklemmung der Darmanteile, d.h. sie lassen sich nicht in die Bauchhöhle zurück drücken, droht eine Abschnürung der Blutzufuhr und ein Absterben des Darmes. Wie bei allen Brüchen verursacht ein eingeklemmter und von der Blutversorgung abgeschnürter Bruchinhalt sehr starke Schmerzen und muss sofort operiert werden.

Therapie

Der einzige Weg zur Beseitigung einer Epigastrischen Hernie ist die Operation. Kleine Hernien, die keine Beschwerden verursachen, müssen nicht operiert werden und können in Beobachtung bleiben. Allerdings muss auf das Risiko hingewiesen werden, dass es jederzeit zu einer Einklemmung kommen kann. Eine spontane Rückbildung der Hernie ist nicht zu erwarten.

Bei der Versorgung von epigastrischen Hernien kann zwischen offenen und minimal-invasiven Verfahren ausgewählt werden. Entscheidungskriterien sind hierbei die Größe der Bruchlücke und die Beanspruchung der Bauchdecke. 

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Offene Operationen

Direkte Naht

Bei kleinen Brüchen bis maximal 2 cm Durchmesser kann die Bruchlücke mit einer Naht direkt verschlossen werden. Hierfür wird durch einen Schnitt über der Hernie der Bruchsack dargestellt, aus der Bruchlücke gelöst, reponiert und die Ränder der Bruchlücke mit stabilem Faden vernäht.

Netzimplantation

Bei größeren Brüchen oder einer Bauchdecke, die starken Belastungen ausgesetzt ist (starkes Übergewicht, chronischer Husten, schwere körperliche Arbeit) sollte die Bauchdecke mit einem Kunststoffnetz verstärkt werden. Dieses kann nach Versorgung des Bruches (siehe „Direkte Naht“) an unterschiedlicher Stelle der Bauchdecke eingebracht werden (Onlay, Inlay, Sublay, Underlay, IPOM – siehe Narbenhernie). Die Bruchlücke sollte verschlossen werden, wenn dies mit einer spannungsfreien Naht möglich ist.

Minimal-invasive Operation (IPOM)

Über kleine Schnitte wird eine Bauchspiegelung durchgeführt und der Bruchinhalt in die Bauchhöhle reponiert. Anschließend wird das Kunststoffnetz mit mindestens 5 cm Überlappung in jede Richtung des Bruches von der Innenseite der Bauchhöhle an der Bauchdecke mit Fäden und speziellen Tackern fixiert. Da das Netz somit in der Bauchhöhle Kontakt zum Darm hat, muss ein speziell beschichtetes Netz verwendet werden. Je nach Bruchgröße kann auch hier die Lücke zusätzlich mit Nähten verschlossen werden. Die Bezeichnung „IPOM“ (intraperitoneales onlay mesh) beschreibt somit die Netzlage als „innerhalb der Bauchhöhle der Bauchdecke anliegend“.

Nachsorge

Das Nahtmaterial kann nach minimal-invasiven Operationen am 4. Tag, nach offenen Operationen am 7. Tag nach der OP entfernt werden. Duschen ist sofort möglich, Baden (außer mit hierfür geeigneten Spezialpflastern) und direkte Sonneneinstrahlung auf die Narben sollten für 14 d vermieden werden. Wir empfehlen eine körperliche Schonung für 1-2 Wochen wobei aber alle Tätigkeiten des täglichen Lebens (Körperpflege, Hausarbeit) mit allenfalls geringen Beschwerden möglich sein sollen. Die anschließende Steigerung der Belastung sollte insbesondere bei der netzfreien Operation sehr vorsichtig erfolgen. Sportliche Aktivitäten und das Heben von Gewichten über 10 Kilogramm sollten erst nach 6 Wochen wieder erfolgen.