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04.04.2022

Neues OP-Verfahren ist effektiver und komfortabler für Frauen

Ohne Drahtmarkierung - Kleine Brusttumore werden schonender mit Ultraschall in Echtzeit entfernt


PD Dr. Angrit Stachs ist froh, mit dem ultraschallgestützten Verfahren eine für Frauen schonendere Operation anbieten zu können. (Foto: Joachim Kloock)

Operateurin Dr. Steffi Hartmann (li.) hat die Einführung des Verfahrens an der Universitätsfrauenklinik maßgeblich verantwortet, hier bei einem Eingriff mit intraoperativem Ultraschall. (Foto: Joachim Kloock)

An der Universitätsfrauenklinik am Klinikum Südstadt Rostock werden jährlich ca. 450 Frauen mit neu diagnostiziertem Brustkrebs behandelt. Bei frühen Tumorstadien steht die operative Therapie im Vordergrund. Diese erfolgt zu 70 Prozent als brusterhaltende Operation. Da in frühen Tumorstadien der Brustkrebs häufig nicht tastbar ist, wird der Tumor in Vorbereitung der Operation in der Regel durch Radiologen mit einem Markierungsdraht versehen. Darauf will das interdisziplinäre Team am Klinikum Südstadt künftig weitestgehend verzichten. Ein neues Verfahren mit Ultraschallunterstützung ist effektiver, zeitsparender und komfortabler für die betroffenen Frauen.
„Das noch relativ neue Verfahren des intraoperativen Ultraschalls (IOUS) bringt für die Patientinnen eine Reihe von Vorteilen“, betonte die Leitende Oberärztin für Mammadiagnostik, PD Dr. Angrit Stachs. „Intraoperativer Ultraschall bedeutet, dass der Tumor und das umgebende Gewebe mittels strahlungsfreier Sonografie während der Operation in Echtzeit dargestellt werden. Dadurch ist eine sichere und optimierte, also zielgenauere und gewebeschonendere Tumorentfernung möglich. Notwendige Nachoperationen nehmen deutlich ab. Seit Ende 2021 haben wir das Verfahren bereits 30-mal erfolgreich eingesetzt.“

Operation aus einer Hand
Bisher war es üblich, den Brusttumor vor der Operation unter Ultraschallsicht bzw. Röntgenkontrolle mit einem Draht zu markieren. Aus logistischen Gründen erfolgt die Drahtmarkierung am Morgen des OP-Tages. Patientinnen, die nachmittags operiert werden, mussten bis zu sieben Stunden mit dem Markierungsdraht in der Brust auf ihren Eingriff warten. Dies ist neben der Traumatisierung der Patientinnen mit einem erhöhten Infektionsrisiko und der Gefahr des Verrutschens des Drahtes verbunden. Aus diesem Grund wurde nach einer Alternative zu der Drahtmarkierung vor der OP gesucht. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Lokalisierung des Markierungsdrahtes durch Radiologen vorgenommen wird. Der Operateur hat somit keinen Einfluss auf die Einstichstelle des Markierungsdrahtes, was auch die Wahl der späteren Schnittführung einschränkt.

„Die ultraschallgestützte Brustkrebsentfernung wird dagegen vollständig in Verantwortung durch den Operateur ausgeführt. Die Begleitung der Operation durch den Ultraschall ermöglicht eine exakte Darstellung des Tumors und der umgebenden Strukturen in der Brust“, erläuterte die Gynäkologin. „Das Verfahren vermindert den psychologischen Stress für die Patientinnen, indem die schmerzhafte Punktion vermieden und das Komplikationsrisiko reduziert wird. Darüber hinaus hat es auch positive Auswirkungen auf das kosmetische Ergebnis und somit die Lebensqualität der Frauen.“

Heilungschancen erhöhen sich
In mehreren Studien konnte nachgewiesen werden, dass der Intraoperative Ultraschall, verglichen mit der präoperativen Drahtmarkierung, eine bessere Alternative in Bezug auf die sichere Entfernung des Tumors sowie auf das Empfinden von Patientin und Operateur darstellt. Eine aktuelle Meta-Analyse* von 20 Studien mit 3.112 Patientinnen zeigte zudem, dass das Verfahren das Risiko von Zweitoperationen auf Grund tumorbefallener Schnittränder um 80 Prozent gesenkt hat, was die Heilungschancen deutlich verbessert.
Die federführende Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) hat dementsprechend auf ihrer Jahrestagung im März 2022 die Anwendung des intraoperativen Ultraschalls bei der brusterhaltenden Operation mit einem hohen Nutzen bewertet (ab 15. April auf ago-online.de). Insofern wird der Einsatz von intraoperativem Ultraschall in der Brustkrebschirurgie als neues Konzept in der chirurgischen Onkologie an Bedeutung gewinnen.
„Nach unserer Einschätzung kann der intraoperative Ultraschall bei etwa der Hälfte der Operationen von nicht tastbaren Brusttumoren angewendet werden“, erklärte PD Dr. Angrit Stachs.

In Deutschland werden jährlich rund 70.000 Neuerkrankungen an Mammakarzinomen diagnostiziert. Damit ist der Brustkrebs die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen. Über 17.000 Frauen sterben jährlich daran. Die Behandlung richtet sich nach Tumorstadium (Tumorgröße, Lymphknotenbefall, Befall anderer Organe) und Tumorbiologie (Aggressivität des Brustkrebses). Die relative 5-Jahres-Überlebesrate liegt inzwischen aufgrund einer verbesserten Vorsorge und des medizinischen Fortschritts bei 88 Prozent. Rechtzeitig erkannt und behandelt, sind die meisten Erkrankungen heilbar.

Hintergrund Universitätsbrustzentrum
Das Brustzentrum der Universitätsfrauenklinik Rostock am Klinikum Südstadt Rostock ist seit 2006 nach EUSOMA-Kriterien und seit 2013 von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Ein zertifiziertes Brustzentrum mit ausgebildeten Brustoperateuren und Mindestfallzahlen garantiert ein hohes Know-how. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Diagnostik (Gynäkologie, Radiologie, Nuklearmedizin, Pathologie), der Operativen Therapie, der medikamentösen Tumortherapie und Strahlentherapie erfolgt anhand aktueller wissenschaftlicher Empfehlungen und unter Anwendung innovativer Verfahren in Diagnostik und Therapie.

*Originalpublikation
Athanasiou C, Mallidis E, Tuffaha H. Comparative effectiveness of different localization techniques for non-palpable breast cancer. A systematic review and network meta-analysis. Eur J Surg Oncol. 2022 Jan;48(1):53-59. doi: 10.1016/j.ejso.2021.10.001. Epub 2021 Oct 11. PMID: 34656392.
www.ejso.com/article/S0748-7983(21)00751-4/fulltext

 

 

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