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Seltene Bruchformen

Brüche im Bereich des Beckenbodens und an muskulären Übergangsbereichen der vorderen Bauchdecke und des Lendenbereiches sind insgesamt sehr selten und werden hier nur in einer groben Übersicht dargestellt. Die jeweilige Versorgung muss an die individuelle Situation angepasst werden, prinzipiell stehen aber auch hier im Wesentlichen die Optionen des direkten Verschlusses mit Naht und der Verstärkung mit Kunststoffnetz zur Verfügung.

Alle genannten Hernien stellen absolute Raritäten dar und sind meist nur durch eine Schnittbildgebung (CT / MRT) nachweisbar.

Spieghel Hernie

Benannt nach dem flämischen Anatomen Adriaan van den Spieghel liegt diese Hernie meist im seitlichen Unterbauch. Hier befindet sich der bogenförmig verlaufende Übergang von der mittig gelegenen geraden Bauchmuskulatur (M.rectus abdominis) zur schräg verlaufenden seitlichen Bauchmuskulatur (M. obliquus abdominis). Im Bereich dieses Überganges kann sich eine Bruchlücke bilden, welche wie jede andere Bauchwandhernie (Nabel, epigastrisch, Narbe) versorgt wird.

Lumbalhernie (Bleichner-Hernie)

Diese Brüche befinden sich an der Rückseite des Rumpfes, wo die Bauchmuskulatur in die Rückenmuskulatur übergeht. Selten sind diese Hernien angeboren, häufiger entstehen sie nach Operationen an der Niere oder Knochenentnahmen am Beckenkamm. Man kann zwei Formen von Lumbalhernien unterscheiden. Die „obere“ Lumbalhernie (auch Grynfeltt-Hernie) entsteht zwischen 12. Rippe, Lumbalmuskel und schrägem Bauchmuskel. Die „untere“ Lumbalhernie (auch Petit-Hernie) entsteht zwischen schrägem Rückenmuskel, schrägem Bauchmuskel und Beckenkamm.

Obturator-Hernie

Der Beckenknochen weist zwischen Schambein und Sitzbein eine ovale Öffnung, das sogenannte Foramen obturatum auf. Dieses ist durch eine Bindegewebsplatte verschlossen (Membrana  obturatoria), welche jedoch eine Öffnung für ein Gefäß-/Nervenbündel aufweist. Entlang dieses Bündels kann sich ein Bruch aus dem Becken entlang der äußeren Beckenmuskulatur vorwölben. Durch den Druck des Bruches auf den Nerv (N.obturatorius) kann es bei Überstreckung, Abspreizung und Einwärtsdrehung des Beines im Hüftgelenk zu Schmerzen oder Mißempfindungen an der Innenseite des Oberschenkels kommen. Typischerweise tritt dieser Bruch vor allem bei untergewichtigen Frauen ab dem 70. Lebensjahr auf.

Hernia ischiadica

Unterhalb des großen Gesäßmuskels befindet sich zwischen dem Kreuzbein und dem Becken eine knöcherne Öffnung (Foramen ischiadicum). Ein quer verlaufender Muskel (M. piriformis) unterteilt diese in einen oberen (Foramen suprapiriforme) und unteren (Foramen infrapiriforme) Anteil. Durch die Öffnungen ziehen Gefäße und Nerven welche die Gesäßmuskulatur versorgen, durch die untere Öffnung zieht zusätzlich noch der „Ischias-Nerv“, welcher zu großen Teilen die Nervenversorgung des Beines übernimmt. Ca. 2/3 der Ischiadica-Hernien treten durch die obere und 1/3 durch die untere Öffnung, dabei können Darm, Harnblase, Harnleiter und Eierstöcke Bestandteil des Bruches sein. Durch Druck der Hernie auf den Ischias-Nerv können die typischen Beschwerden des Ischias-Schmerzes ausgelöst werden (reißende, brennende Schmerzen von der Lendenwirbelsäule über das Gesäß bis in den hinteren Oberschenkel ausstrahlend).