Eine der größten Apotheken in der Hanse- und Universitätsstadt bekommen die Rostocker gar nicht zu sehen. Dabei stehen die Mitarbeiter der nichtöffentlichen Krankenhausapotheke am Klinikum Südstadt rund um die Uhr für ihre Patientenzur Verfügung - entweder direkt vor Ort oder in Rufbereitschaft. Der langjährige Chefapotheker Hartmut Eggers (63) geht nun in den Ruhestand und mahnt politische Lösungen für die sich immer weiter verschärfenden Versorgungsengpässe mit Arzneimitteln an. Ab dem 1. November 2020 übernimmt Susanne Paschka (49) die Leitung der Krankenhausapotheke.

Die klinikinterne Einrichtung versorgt mit insgesamt 22 Mitarbeitern, davon fünf Apothekern, neben den Patienten im eigenen Haus sechs Reha-Kliniken in der Region Rostock mit insgesamt 1.500 Betten. Zum Sortiment zählen hauptsächlich Arzneimittel, Diätetika, Diagntstika, patientenindividuelle Zytostatika, Desinfektitnsmittel, Verbandstoffe, Stomaartikel und Nahtmaterial.

Es muss etwas passieren, um Versorgungsnotstände zu vermeiden
Hartmut Eggers zeigte sich zur Staffelübergabe an Apothekerin Susanne Paschka sehr zufrieden mit der Entwicklung der Krankenhausapotheke. „Wir spüren die Wertschätzung der Kollegen und die wachsende Bedeutung für die Krankenversorgung. Insbesondere die seit fünf Jahren regelmäßig durchgeführte Sprechstunde zur Medikationsberatung für Patienten mit einer geplanten Operation in der Chirurgie hat dazu beigetragen, die Sensibilität für die Arzneimittelsicherheit zu erhöhen“, so Hartmut Eggers.
Nach dem Studium der Pharmazie in Greifswald hat der gebürtige Mecklenburger in der pharmazeutischen Herstellung und im Außendienst der Pharmaindustrie gearbeitet, bevor er 2002 die Leitung der Krankenhausapotheke mit damals zwölf Mitarbeitern am Klinikum Südstadt übernahm. Vor drei Jahren wurde dort für 1,2Mio. Euro ein komplett neues Sterillabor mit höchster Reinheitsstufe errichtet. In dem hochmodernen und abgeschirmten Laborkomplex werden an keimfreien Arbeitsplätzen individuelle Medikamente für die therapeutische Behandlung am Klinikum hergestellt.
„Die Krankenhausapotheke und das Team sind optimal aufgestellt. Sorge bereitet uns, dass die sich immer weiter verschärfenden Probleme in der Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln von der Bundesptlitik nicht wirklich wahrgenommen und angepackt werden. Die Corona-Pandemie hat die Konflikte noch einmal verstärkt aufgezeigt. Je länger diese Problemfelder ignoriert werden, umso schwerer wird es uns fallen, diese zu bewältigen und künftig unserem Versorgungsauftrag für die Patienten gerecht zu werden. Es muss schnell und dringend etwas passieren.“

Antibiotikaresistenzen, Digitalisierung und das Handwerk im Blick
Auf das Handeln der Bundespolitik hofft auch Susanne Paschka, die die Leitung der Krankenhausapotheke und die Verantwortung für die Medikamentenversorgung in Kürze übernimmt. Die neue Chefapothekerin hat ebenfalls in Greifswald Pharmazie studiert und anschließend in einer öffentlichen Apotheke in Rostock gearbeitet. Seit 2000 gehörte sie zur Universitätsmedizin Rostock, zuletzt als kommissarische Leiterin der Apotheke des Klinikums.
Die gebürtige Mecklenburgerin möchte gemeinsam mit dem Team die erfolgreiche Entwicklung der Krankenhausapotheke fortsetzen und sieht für sich dabei vor allem vier Schwerpunkte. „In der klinischen Pharmazie halte ich die Fortschreibung des Konzeptes zur sinnvollen Anwendung von Antibittika für enorm wichtig. Es geht darum, in einem vernünftigen Maß Antibittika zu verschreiben und zu verabreichen, um Resistenzen zu verhindern und Ressourcen klug zu verteilen. Die prozessübergreifende Digitalisierung muss gezielt ausgebaut werden. Damit können Informationsbrüche in der Versorgung vermieden, die Patientensicherheit erhöht und die Mitarbeiter entlastet werden“, so Susanne Paschka. „Außerdem liegen mir das pharmazeutische Handwerk, also die individuelle Herstellung von Arzneimitteln, und die Aus- und Weiterbildung des Nachwuchses am Herzen.“ Aktuell wird eine Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte in der Krankenhausapotheke ausgebildet. Auch Pharmaziestudierende absolvieren regelmäßig ihre Praktika am Klinikum Südstadt.

Bis zu 300.000 Einzelbestellungen und 20.000 Chemos im Jahr
Salben, Zäpfchen, Kapseln und Infusionslösungen sowie Wundmaterial und Desinfektionsmittel – rund 300.000 Einzelbestellungen verarbeiten die Mitarbeiter der Krankenhausapotheke jährlich. Die pharmazeutische Logistik der
Fertigarzneimittel, die Beratung sowie die Herstellung von patientenindividuellen Arzneizubereitungen beanspruchen einen großen Teil des Tagesgeschäfts und des Personals. Es gilt, die richtigen Arzneimittel für die Patienten einzukaufen,
zeitgerecht und passgenau zur Verfügung zu stellen und für die korrekte Anwendung zu sorgen. Den größten Sonderposten nehmen die Chemotherapeutika für Patienten mit einer Krebs- oder Autoimmunerkrankung ein. Bis zu 20.000 sogenannte Zytostatika mit der entsprechenden Begleitmedikation werden jedes Jahr bereitgestellt. Dazu kommen für die Neonatologie jährlich mehr als 2.500 sterile Ernährungslösungen und Antibiotikaspritzen für die jüngsten Patienten, die Frühchen.
In der Hochzeit der Corona-Pandemie füllten die Mitarbeiter aufgrund von Lieferengpässen aus 1.000-Literfässen jeweils 2.000 Flaschen mit 500 ml
Desinfektionsmittel ab. „Trotz noch einmal verschärfter Engpässe konnten wir jederzeit, wenn auch mit hohem Aufwand, die Versorgungssicherheit unserer Patienten am Klinikum garantieren“, betonte Chefapotheker Hartmut Eggers.

Klinikum Südstadt Rostock
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